Vergleich von Einstellschablonen für Tonabnehmer

Der Prozess, einen Tonabnehmer richtig einzustellen, ist, wie bekannt recht komplex und auch nicht ganz einfach. In der Zeitschrift „Stereophile“ wurde ein sehr schöner und informativer Artikel zum Thema Tonarmgeometrie veröffentlicht:

http://www.stereophile.com/reference/arc_angles_optimizing_tonearm_geometry/index.html

Diesen Artikel nehme ich mal als Ausgangsbasis, für meinen Vergleich von Einstellschablonen für Tonabnehmer. Ich betrachte hier ja nur die Einstellung um einen möglichst geringen Spurfehlwinkel und damit möglichst geringe Verzerrungen zu erzielen. Generell gibt es in diesem Bereich zwei Hauptvarianten von Schablonen: Die eine hat zwei markierte Punkte an denen der Tonabnehmer ausgerichtet werden muß. Die andere Variante hat nur einen markierten Punkt für die Ausrichtung des Tonabnehmers und dafür einen Ausleger mit Nadel, der so justiert wird, daß die Nadel über dem Drehpunkt des Tonarms steht. Bei der Variante 1 müssen die Nulldurchgänge für bestimmte Abtastkurven bekannt sein, dann kann man auch diese durch einen ausgemessenen Offset von der ursprünglichen Markierung auswählen. Variante 2 bietet meist mehrere Punkte für verschiedene Abtastkurven an.

Eine der preisgünstigsten Einstellschablonen ist die von Ortofon, die man für ca. 12.- € erhält. Bei meiner Schablone war das Loch für die Plattentellerachse deutlich zu klein. Die Schablone ist aus sehr dünnem Material. Deswegen muß man vor der Justage ein geeignetes Stück Pappe unterlegen, um die Stärke einer Schallplatte zu simulieren.

Diese Schablone gehört zur Variante 1, mit 2 Nulldurchgängen.

Die Strichdicke beträgt ca. 0,25 mm, die Markierungspunkte sind noch stärker. Ein genaues Arbeiten auf 0,5mm und 0,5° ist hiermit sehr schwierig.

Ortophon

Diese und alle folgenden Aufnahmen der Schablonen wurden mit einem Makroobjektiv und gleichem Abstand durchgeführt.

Deutlich erkennbar ist die Stärke es Pfeils – mehr als 0,5 mm, die eine Einstellung sehr schwierig macht. Für eine grobe Vorjustierung durchaus geeignet.

 

Ein weiterer Vertreter der Variante 1 ist die Schablone von Van den Hul.

Diese besteht aus verspiegeltem Plastik, etwa von Stärke einer Schallplatte. Die Bohrung für die Plattentellerachse ist vom Maß in etwa passen, hat nur geringfügiges Spiel. Diese Schablone bekommt man für ca. 26.- €

Die Linienstärke beträgt ca. 0,5 mm

Englisch

Hier sieht man deutlich die doppelten Linien durch die Verspiegelung. Da diese aber viel zu breit sind, ist ein genaues Arbeiten praktisch unmöglich.

 

Ein Vertreter der Variante 2 ist die Schablone von Clearaudio. Die effektive Tonarmlänge läßt sich in markierten 1 mm Stufen ablesen – Auflösung ca. 0,2 mm. Die Bohrung für die Plattentellerachse hat deutlich Spiel – ca. 0,5 mm. Es lassen sich 4 verschiedene Abtastkurven durch Umschrauben der Bodenplatte, was einfach geht, auswählen.

Die Strichbreite beträgt 0,4 mm. Die Grundplatte hat in etwa die Stärke einer 140g Schallplatte.

Clearaudio

Durch die Strichbreite und das Spiel an der Plattentellerachse ist ein genaues Arbeiten ebenfalls nicht möglich. Der Preis für diese Schablone ist mit ca. 200.- € recht hoch.

Ein weiterer Vertreter der Variante 2 ist der SMARTractor von Acoustical Systems.

Es handelt sich um eine verspiegelte Plastikplatte mit insgesamt 5 auswählbaren Abtastkurven. Die Justageplatte selbst hat die Stärke einer 180g Schallplatte. Die Bohrung für die Plattentellerachse ist völlig spielfrei, wenn man den richtigen der 3 mitgelieferten Einsätze verwendet. Die effektive Länge des Tonarms läßt sich auf 0,1 mm genau ablesen und Einstellen. Ist der Drehpunkt des Tonarms nicht klar ersichtlich wird eine Fadenkreuzscheibe mitgeliert mit deren Hilfe man gut ausrichten kann. Die Lösung mit der Nadelspitze ist aber ebenfalls realisiert. Die Justagelinien sind mit ca. 0,1 mm ausgesprochen fein. Als einzige der untersuchten Schablonen hat diese minimal eingelaserte Punkte, in die der Diamant des Abtasters einrastet. Durch die in eine Aussparung einsetzbare Lupe ist auch eine wirklich genaue Ablesung möglich. Eine vergleichbare Ablesegenauigkeit setzt bei den 3 anderen Schablonen den Einsatz eines USB-Mikroskops voraus. Über alles betrachtet ein echtes Präzisionsinstrument.

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Der rote Pfeil markiert die Vertiefung für die Abtastnadel. Der darunter sichtbare größere Punkt ist die Spiegelung dieses Punktes, bedingt durch die verspiegelte Grundplatte. Das selbe gilt für die Justierlinien: Jeweils das dünne stück ( z.B. unten am Bildrand ist die Linie, die eingelasert ist. Die dickere sichtbare Linie ist dann jeweils die Spiegelung.

Trotz des Preises von ca. 500.- € kann ich diese Schablone guten Gewissens empfehlen.

Präzision, einfache Handhabung und Betriebssicherheit rechtfertigen den Preis.

Die Wirkung der genaueren Einstellung wurde mit einer Testschallplatte, die über die gesamte Breite 1 kHz Testtöne enthält überprüft.

Hierzu wurde zuerst eine Messung nach Justage mit einer Kombination aus Ortofon- und Clearaudio-Schablone durchgeführt. An den Ausgang des Phonovorverstärkers  wurde ein Rohde & Schwarz UPD Audioanalyzer angeschlossen. Der Gesamtklirrfaktor wurde über die gesamte Lauffläche der Testschallplatte gemittelt. Ergebnis: 1,22%.

Daraufhin erfolgte eine Justage mit dem SMARTractor und eine Wiederholung oben beschriebener Messung. Ergebnis: 0,48%.

Diese Verbesserung ist signifikant und auch in Hörtests deutlich nachvollziehbar.

Schablone_AS

So sieht der Aufbau bei der Justage aus. Ein sinnvolles und wirkungsvolles Produkt.

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