Messungen an Polklemmen

Diesmal wollte ich feststellen, wie groß die messtechnischen Unterschiede zwischen Polklemmen sind.

Als Prüflinge hatte ich vorliegen:

WBT Nextgen, Kupfer vergoldet. Diese Polklemmen sind sehr massearm ausgeführt, was der Unterdrückung von Wirbelströmen dient. Mechanisch sind diese Polklemmen nicht sonderlich stabil, sowohl die hintere Lasche, als auch der vordere Teil brechen recht schnell ab.

Hirschmann Laborbuchse 63A. Eine Standard 4 mm- Buchse, Messing vernickelt, mechanisch stabil.

Reinkupferpolklemme von audiogears.it – sehr stabil, relativ viel Masse, Reinkupfer ohne Beschichtung.

No Name China Polklemme, Oberfläche Vernickelt, recht stabil

ETI Research Kyro Polklemme, Oberfläche sehr reines Silber, stabil und wertig gefertigt.

Durchgeführte Messungen:

Eine Polklemme, die in einem Metallgehäuse montiert ist, stellt ja einen Kondensator mit sehr geringer Kapazität dar. So habe ich zuerst einmal mit einem kalibrierten HP 4194A Impedance-Analyzer die Polklemmen als „Kondensator“ gemessen. Dazu wurde der Prüfling in eine Aluplatte 15 x 15 cm isoliert verschraubt und die Kapazität zwischen Anschluss und Alublech gemessen.

                                                               Kapazität C                                        Verlustfaktor D

WBT Nextgen                                    4,80pF                                                 69,20m

Hirschmann                                       4,71pF                                                483,41m

Reinkupfer                                         5,47pF                                                135,46m

No Name China                                 6,37pF                                                  91,79m

ETI Research                                    4,07pF                                                  37,42m

Um diese Werte einschätzen zu können: Ein Nordost SPM (Vorgänger vom Valhalla) hat bei 1,2 m Länge eine Kapazität von 31,4pF und einen Verlustfaktor von 3,24m

Der Verlustfaktor D sagt im Grunde aus, wie gut der Isolator ist. Je geringer der Verlustfaktor, desto geringer die Verluste durch im Isolator bei Wechselspannung verbrauchte Energie.

Das Nordost Kabel hat einen Teflon Isolator, der mindestens um den Faktor 10 besser ist, als die Isolatoren der Polklemmen. WBT Nextgen und ETI Research sind akzeptabel, alles andere ist zu schlecht!

Sämtliche obigen Messwerte bezogen auf 1 kHz, 0,5 V AC

Als nächstes habe ich den Kontaktwiderstand mit einem Burster Resistomat Microohmmeter 2306 bei 3 A durchgeführt, bzw. mit einem Agilent 4338A Milliohmmeter bei geringer Leistung:

                                                         DC-Widerstand Burster              AC-Widerstand Agilent

WBT Nextgen                                    0,5499 m Ohm                                  0,777m Ohm

Hirschmann                                       0,5582 m Ohm                                  0,737 m Ohm

Reinkupfer                                         0,4631 m Ohm                                   0,474 m Ohm 

No Name China                                  2,6731 m Ohm                                  3,358 m Ohm

ETI Research                                     0,3010 m Ohm                                  0,258 m Ohm

Zum Vergleich, das Nordost SPM hat pro Leiter (inclusive Stecker /Hohlbananas) einen DC-Widerstand von 6,642 m Ohm.

Als Letztes habe ich mit dem HP 4194 Impedance Analyzer den komplexen Durchgangswiderstand und Phase bei 250 kHz gemessen:

                                                          Komplexer Widerstand Z                Phase

WBT Nextgen                                    37,047 mOhm                                   83,7°

Hirschmann                                       18,805 m Ohm                                  83,5°

Reinkupfer                                          24,10 m Ohm                                   88,8°

No Name China                                 19,070 m Ohm                                  71,0°

ETI Research                                     24,891 m Ohm                                  90,9°

Bei diesem Messaufbau sollte ohne Beeinträchtigung durch den Prüfling die Phase genau 90,0° sein.

Der Anstieg der Impedanz wird durch die Streuinduktivität der Polklemmen hervorgerufen, ist aber bei allen Prüflingen unkritisch.

 

Rein messtechnisch erzielen die Polklemmen von ETI-Research die eindeutig besten Ergebnisse.

http://www.eti-research.com.au/

Ungeeignet sind auf jeden Fall die no Name Polklemmen aus China und die Standard Laborbuchse.

Mir sämtliche Polklemmen anzuhören ist mir gerade zeitlich nicht möglich.

Bisher setzte ich sowohl für Audio als auch für Kalibrierstandards gerne die WBT Nextgen Polklemmen ein. Bis auf die mechanische Anfälligkeit haben die auch zu meiner Zufriedenheit funktioniert.

Gerade sind in meinen Lautsprechern Mundorf Reinkupferklemmen montiert. Noch massiver und stabiler, als die hier gemessenem Reinkupfer Polklemmen.

Dann werde ich diese mal mit den ETI-Research Polklemmen vergleichen!

Ich muss sagen ich war sehr positiv überrascht: Klar hatte ich eine Verbesserung erwartet, insbesondere, weil ja inzwischen meine ganze Verkabelung Reinsilber ist…Aber mit so viel habe ich nicht gerechnet:

  • Mehr Klarheit,
  • Mehr Druck und Dynamik
  • Präziser

Solch eine Verbesserung erwartet man nicht vom Tausch von 4 Buchsen!

Ich habe übrigens eben noch mal die alten Kupferpolklemmen nachgemessen – etwas besser als die Reinkupfer Polklemme, die ich vorher gemessen habe – keine Korrosion!

Also eine ganz klare Empfehlung!

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