Lästige Brummprobleme und die Möglichkeiten zur Fehlersuche

Alle kennen es wohl – hässliche Brummprobleme in der Anlage.

Ich möchte hier mal ein paar Vorschläge machen, wie man diese beheben kann.

Natürlich gibt es leider kein Patenrezept – jede Anlage und Aufstellungssituation ist unterschiedlich.

Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten, wie Brumm entstehen kann:

  1. Eine (oder mehrere) Erdungen zu viel –  das nennt man Brummschleife
  2. Eine (oder mehrere) Erdungen fehlen
  3. Einstrahlungen, z.B. durch Netzleitungen oder Trafos

Oft hört man den Unterschied zwischen Erdungsprobleme (1,2) und Einstrahlungen(3): Erdungsprobleme klingen rauer, knarziger, während Einstrahlungen eher sonorer sind. Einstrahlungen sind insbesondere im Phono-Bereich, auf Tonabnehmer und Übertrager anzutreffen.

Wie sollte man nun bei der Suche vorgehen?

Erster Punkt: Tritt die Störung bei allen Quellen gleich stark auf, oder nur bei einer Quelle? Ist letzteres der Fall sucht man nur an dieser Quelle. Tritt es überall auf ist folgende Vorgehensweise sinnvoll:

Nehmen wir mal an, es liegt ein komplexes System vor, also teilaktive Lautsprecher, mit eingebauten Endstufen/Frequenzweiche für den Bass, Mono-Blöcke für Mittel-Hochton, zweiteilige Vorstufe, Wandler, Upsampler, 2 CD-Laufwerke, Tuner.

Was benötigt man an Material? Auf jeden Fall ein ca 2m langes Kabel, einpolig, isoliert, am besten an Einem Ende eine Krokoklemme. Ein normales Multimeter. In manchen Fällen ist es auch sinnvoll, wenn man einen Pol auftrennen kann. Also z.B. XLR Buchse und Stecker Bei denen die Pole 2 und 3 verbunden sind und Pol 1 trennbar ist. Kurzschluss-Stecker sind auch sinnvoll.

Wo fängt man an?

Zuerst alle Netzkabel und Signalverbindungskabel sowie vielleicht an den Geräten angeschlossene Erdungskabel abnehmen. Ebenso Netzwerkverbindungen und wenn vorhanden Antennenkabel.

Die Endstufen bleiben mit den Lautsprechern verbunden.

Jetzt fängt man mit der ersten Endstufe an: Eingang kurz schließen, (Hat die Endstufe XLR-Eingänge, tut es ein einfacher Drahtbügel (ca 1,5mm², den man in die Pins 2 und 3 steckt. Bei RCA-Eingängen einfachen Chinch-Stecker nehmen und innen und Außen Leiter verbinden) Netzkabel einstecken, einschalten. Brummt es? Wenn das so ist kann es an der Endstufe liegen. Was man aber probieren kann: Netzstecker umdrehen, mit dem Erdungskabel (Hierzu das 2m lange Kabel an z.B. den Schutzkontakt einer Steckdose anschließen) Kontakt zum Gehäuse herstellen und auch zum Eingang. Bei RCA-Buchsen auf den Außen Kontakt, bei XLR-Buchsen auf Pol1, 2 oder 3.

Brummt es nicht, weiter mit dem nächsten Schritt:

Jetzt nimmt man die zweite Endstufe in Betrieb – sollte auch nicht brummen, sonst siehe oben.

Dann verbindet man die beiden Endstufen mit der Vorstufe. Erst mal ohne Netzanschluss. Wenn es brummt, eine Endstufe abziehen. Wenn es immer noch brummt mal das Kabel austauschen, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Einstrahlung.

Nun Netz an Vorstufe anschließen aber nicht einschalten. Brumm? Dann sollte man obwohl es unzulässig ist, mal einen „Cheater-Stecker“ probieren: Das ist ein Netzstecker bei dem Schutzleiter abgeklemmt ist. Nur für Versuche benutzen, nicht als Dauerlösung!!! Ist unzulässig und gefährlich! Vorsicht: Bei diesen „Cheater-Steckern“ kann das Gehäuse durch den eingebauten Netzfilter auf einem Potential von 115 V AC liegen! Nicht anfassen!!! Auch an den mit Pfeil markierten Punkten kann Netzspannumg anliegen! Vorsicht!!!

Wenn das Brumm weg ist, liegt das  Problem bei Endstufe und/oder Vorstufe in der Erdungsführung: Mal messen, ob es eine Verbindung zwischen Schutzerde (Gehäuse, mittlerer Pin von Kaltgerätedose) und Audio ground gibt: Multimeter auf Ohm stellen. Anzeigen unter 1000 Ohm sind kritisch.

Hier muss man vermutlich etwas am Gerät ändern. Einige wenige Geräte haben erfreulicher Weise einen „Ground-Lift Schalter).

Was auch vorkommen kann: Im XLR Kabel sind Pin 1 und der Masseanschluss vom Gehäuse verbunden. Die merkt man wenn man den XLR-Adapter benutzt, brummt es mit diesem nicht, liegt es daran.

Das sind die roten Pfeile bei dem XLR-Adapter.

Nützt „Auftrennen“ nichts, muss man mit dem Erdungskabel experimentieren – an Gehäuse und vorhandene Ground-Klemmen anlegen. Wie verändert sich der Brumm? Wird es mehr oder weniger? Wenn es weniger wird, kann man mit weiteren Erdungskabeln experimentieren, wenn es mehr wird ist vermutlich noch irgendwo eine Erdung zu viel.

Als nächstes schaltet man die Vorstufe ein. Und dreht den Lautstärkeregler langsam hoch. Verändert sich etwas am Brummen? Wenn es vorher ruhig war, liegt das Problem in der Vorstufe. Hier mal einen eingeschalteten Eingang mit Kurzschluss-Stecker abschließen. Wenn das Brummen weg ist, weiter mit der ersten Quelle, wenn nicht liegt es an der Vorstufe.

Nun schließt man die erste Quelle an – erst einmal ohne sie einzuschalten. Die Prozedur ist im Grunde dieselbe, wie mit der Vorstufe. In unserem Beispielfall wäre das der DAC.

Hat man diesen brummfrei folgen Upsampler und Laufwerke. Dann so vorhanden Tuner und Bandmaschine. Gerade bei Bandmaschinen auch die Tape –Monitor Schleife testen!

Als letztes Tuner – erst ohne Antenne, dann mit Antenne.

Natürlich konnte ich mit diesem kurzen Beitrag nicht sämtliche Aspekte abdecken.

Ich selbst schliesse bei solchen Suchen parallel zum Lautsprecher einen FFT-Analyzer und ein Präzisions RMS Voltmeter an. Damit lassen sich auch sehr kleine Veränderungen detektieren!

Hört sich jetzt alles relativ einfach an? Ist es aber leider nicht. Oft muss man mit verschiedensten Erdungskonfigurationen experimentieren, bis ein System wirklich ruhig ist. Der Aufwand lohnt sich aber – nicht nur dass das lästige Brummen weg ist, man erhält auch eine deutlich gesteigerte Wiedergabe!

 

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