Nachdem wir letztes Jahr wegen der Wetter- und Schlammsituation gar nicht erst anreisen konnten, waren wir diesmal wieder in Wacken.
Zuerst einmal meine Entschuldigung für die Photos in schlechter Qualität – aber eine anständige Kamera darf man nicht ohne Akkreditierung mitbringen, und die habe ich noch nie bekommen.
Wacken ist schon etwas ganz Besonderes: Eben der „Wacken-Spirit“ ! Ich kenne kein anderes Festival oder sonstige Großveranstaltungen, wo es so friedlich, höflich, nett und rücksichtsvoll zugeht wie in Wacken!
Alle Mitarbeiter der Organisation waren ausnahmslos(!) nett freundlich und höflich! Auch von Seiten der Besucher habe ich nichts Negatives gesehen oder erlebt! Keine Gewalt – keine verbalen Auseinandersetzungen, keine alkoholbedingten Ausraster – nein ganz das Gegenteil – alle nett freundlich und rücksichtsvoll. Ich glaube in der starken Ausprägung gibt es das sonst nirgends!
So was spiegelt sich z.B. daran wieder: An den Ausgängen steht oder sitzt einer von der Security, damit halt niemand versehentlich reingeht. Mehr braucht es nicht! Woanders bräuchte man da gleich 5 Leute!
Oder beim Auftritt von „Blues Pills“ : Die Sängerin Elin Larson kommt von der Bühne runter, klettert über die Absperrung und tanzt mit dem Publikum. Irgendeine Form von Security gab es nicht und brauchte es nicht. Sie kam auch völlig unbeschadet zurück!
Genauso ist mir aufgefallen, dass das ganze Festivalgelände, die Wege und auch der Ort Wacken, selbst nach einigen Tagen, extrem sauber waren! Kein Abfall und Müll! Am Samstag reisten einige ja schon ab – da sah man dann z.B. von einem Zelt nur noch die niedergedrückte Wiese! Kein Müll!
Wir hatten ja etwas außerhalb, eine Ferienwohnung: Da merkt man dann auch direkt oder aus Erzählungen, dass die ortsansässige Bevölkerung Wacken ausgesprochen positiv sieht!
Rein von der Organisation funktionierte auch alles, da kann man nur loben!
An der Musikauswahl gibt es auch nichts zu meckern! Wir haben viel gehört, was uns von der Musik her richtig gut gefallen hat!
Die technische Seite der Wiedergabe habe ich ja schon in meinem Bericht von 2022 dargestellt:
Was sich gegenüber 2022 geändert hat: Erst mal die benütze Gesamtfläche – von 250 ha auf 420 ha.
Da habe ich gesehen, dass es gerade bei den Zelten schon mehr Platz als früher gab – bestimmt positiv! Offiziell ist die Besucherzahl (Tickets verkauft) von 75.000 auf 85.000 gestiegen. Nach meinem Empfinden und Beobachtungen hatte ich aber den Eindruck, dass es deutlich mehr Besucher waren! Besonders hat man das bei den Main-Acts am Abend gemerkt: Vor den Bühnen Faster/Harder ist ja ein Absperrzaun – an dem standen wir früher oft – nicht zu laut und brauchbare Sicht. Z.B. beim Auftritt der Scorpions kamen wir an diesen Zaun nicht mehr heran – zu voll! Meine (natürlich nicht belegte) Einschätzung: 85.000 Tickets verkauft + die 20.000 Tickets, die vom letzten Jahr umgetauscht wurden, weil man gar nicht hinkam. So in einigen Situationen war es mir einfach zu voll, irgendwo hat das Festival-Gelände seine Grenze der Aufnahmefähigkeit und diese war diesmal erreicht!
Die Wasteland Area ist deutlich gewachsen! Das hat mir gut gefallen! Was hier auch neu war: Die Möglichkeiten für Karaoke! Insgesamt ist das Angebot an Unterhaltung neben den Bühnen schon größer geworden!
Auch sonst gab es ja einiges an artgerechten Dekorationen – gehört bei Wacken einfach dazu!
Wie üblich hatte ja auch die Bundeswehr einen Stand in Wacken. Da stehen oft interessante Gerätschaften: Dieser geländegängige Mini-Gabelstapler hat mir richtig gut gefallen! Hätte ich auch gerne!
Ich muss zugeben, ich selbst höre schon sehr von den Ansprüchen von High End Audio geprägt. So sind meine subjektiven Eindrücke dann auch einzuordnen. Wir hatte ja eine Ferienwohnung und trafen uns da beim Frühstück ja auch mit anderen Besuchern – diese waren durch die Bank weniger anspruchsvoll.
So soll dieses „Lied“ der Hit auf dem Campingplatz gewesen sein:
Es spielen ja eine Unmenge an Bands – wir sind dahin gegangen, was wir hören wollten, wo man davon ausgehen konnte, dass uns die Musik selbst gefallen würde. Es kann also nur ein kleiner Ausschnitt sein!
Am Mittwoch fingen wir mit „Chrystal Viper“ auf der Bühne Louder an.
Das war schon krass! Entweder war der Mensch am Mischpult eingeschlafen oder abwesend! Zuerst hörte man nur Kick Drum, ein Dröhnen vom Bass und die oberen Lagen der Gesangsstimme, dünn und verzerrt. Es dauerte über 20 Minuten bis z.B. auch Becken, Snare, Toms Gitarre (mit Einschränkungen!) und Stimme einigermaßen vernünftig rüberkamen. Das war einfach Pfusch und so was sollte man weder Band noch Publikum antun!
Als nächstes dann, ebenfalls auf der Bühne Louder: Die „Butcher Babies“
Dasselbe Trauerspiel nochmal! Immerhin war es schon nach 20 Minuten im Bereich akzeptabel. Da frag ich mich, ob und wie wohl ein Soundcheck gemacht wurde!
Bei „The Warning“ – auch auf der Bühne Louder, war der Sound von Anfang an ok.
Die Bühne selbst ist ja die drittgrößte und hat damit schon bauart-bedingt Einschränkungen. Aber auch damit kann man einen recht brauchbaren Sound hinbekommen.
Dann wechselten wir zur Wackinger Stage – ist eh meine Lieblingsbühne, weil klanglich am besten. Dort spielten „Extrabreit“.
Das war ein guter Auftritt! Der „Draht“ zwischen Musikern und Publikum war einfach da. Auch musikalisch gut gespielt, aber drastisch zu laut!
Als nächstes „Tina Guo“ – mal wieder auf der Bühne Louder.
Musikalisch interessant und ansprechend, Sound war ok.
Abends dann „Suzi Quattro“ ebenfalls auf der Bühne Louder.
…Ja ohne Teleobjektiv wirds halt nix….
Das war im positiven Sinne ein Hammer-Auftritt! Sound hat gestimmt und Suzi hat es geschafft, das Publikum richtig mitzunehmen. Das war ein echt schönes Erlebnis, an das ich mich bestimmt noch länger gerne erinnern werde.
Wir wussten ja auch schon gerade bei Louder, wo man stehen muss, dass es nicht zu laut ist und, gut klingen kann.
Am Donnerstag fingen wir mit „Sweet“, mal wieder auf Louder an:
Bis das ordentlich klang vergingen mal wieder 20 Minuten, aber wenigstens wars am Anfang nicht ganz so schlimm, wie am Mittwoch!
Als Konzert war es aber richtig gut!
Dann ging es zu einer der großen Bühnen – Harder mit „Accept“:
War im Grunde nicht schlecht aber wirklich (selbst hinten am Zaun, brutal laut und zu viel Bass.
Später dann wollten wir die „Scorpions“ auf der Bühne Faster ansehen:
Da war es aber so brachial voll, dass man auch mit den Video-Wänden nicht mehr viel gesehen hat. Dazu noch ein Sound der Kategorie „unterirdisch“ – da sind wir nach zwei Stücken gegangen.
Dazu mal eine grundsätzliche Anmerkung: Warum geht man denn zu live-Konzerten: Nun im günstigsten Fall, um Musik besser zu hören als zu Hause von irgendeiner Musikkonserve. Und natürlich auch wegen der Stimmung, der Atmosphäre, der Interaktion zwischen Künstler/n und Publikum – wenn der „berühmte Funke“ überspringt. Wenn ich hunderte Meter entfernt von einer Bühne stehe und dann noch der Sound mies ist, ist die Zielsetzung einfach verfehlt… Bei den Scorpions war die Menschenmenge so groß und ausgedehnt, dass ich es bei den örtlichen Gegebenheiten schon als Sicherheitsrisiko eingestuft habe.
Freitag waren wir zuerst bei den „Blues Pills“ mal wieder auf der Bühne Louder:
Oh, welch positive Überraschung. Für die technischen Möglichkeiten der Bühne, Klasse Sound, von Anfang an! Und die Musik und deren Darbietung hat mich richtig mitgenommen! Da habe ich mir gleich einige Platten bestellt. Genau wegen solchen Auftritten bin ich gern in Wacken – neue Bands kennen lernen!
Dann zogen wir zur Wackinger Stage weiter. Dort spielten „Koenix“:
Das hat Spaß gemacht – gute Musik und auch schön abgemischt!
Danach, ebenfalls auf der Wackinger Stage: „Liv Kristine“:
Ja die kleine Bühne hat ihre Vorzüge, das ist es klanglich einfach besser! Wenn dann noch gut abgemischt ist und die Musik den eigenen Geschmack trifft, passt es!
Weiter ging es zu „Feuerschwanz“ auf Faster:
Bisher hatte ich mich ja immer eher negativ über die klangliche Performance der beiden großen Bühnen geäußert. Jetzt bei Feuerschwanz war ich positiv überrascht. Gar nicht übel! Aber halt auch mit Grenzen: Sowohl Dudelsack als auch Violine waren schon in der Detailierung beschnitten!
Aber wie gesagt, für die große Bühne gut gemacht.
Später lief dann ebenfalls auf der Bühne Faster „Blind Guardrian“
Das war nix, einerseits zu voll und dann noch schlecht abgemischt. In meinen Notizen, die ich mir gleich nach den Konzerten mache stand „Stimme aua“!
Samstag hatte ich mir erst mal Wasteland ausführlich angesehen und dann auf der Wackinger Stage die „Wacken Firefighters“
Da war ich dann am Staunen: Die Gesamtlautstärke war etwa die Hälfte der eher leiseren Bands, die wir dort vorher gehört haben.
Und das war dann richtig gut! Man hörte die einzelnen Instrumente/Instrumentengruppen sauber, detailliert klar und natürlich! Ich hatte ja einen guten Vergleich: Ein paar Tage vor Wacken war ja hier im Ort Schützenfest mit dem üblichen Umzug und Musikzug mit vergleichbarer Besetzung (aber ohne die musikalische Perfektion der Wacken Firefighters!) Die laufen hier direkt am Haus vorbei und das hatte ich noch gut in Erinnerung! Mein Resümee: Etwas verrundete Transienten, aber sonst sehr nah am Original. Trotz eines Mischpults mit CD-Red Book Auflösung. Es geht also!
Meine persönliche Empfehlung an den Veranstalter: Nehmt die doppelte Menge an Lautsprechern und Verstärkern und spielt mit der halben Lautstärke! Dann noch gute Techniker an den Mischpulten und das Erlebnis wäre richtig gut!
Zum Abschluss hörten wir auf der Bühne Harder „Oomph“:
Wieder positiv notiert! Für die große Bühne gut umgesetzt.
Dan fuhren wir schon zurück, um (erfolgreich!) dem üblichen Abfahrtstau und auch dem Schlamm des angekündigten Gewitters zu entgehen.
Rein von der Musik her für mich das bisher “ergiebigste“ Wacken! Auch von Stimmung und Atmosphäre immer wieder ein Erlebnis.
Aber leider muss ich auch Kritikpunkte äußern:
Mein Eindruck ist, dass in der obersten Führungsebene von Wacken nicht mehr viel vom „Wacken Spirit“ vorhanden ist:
Da wäre zuerst einmal das Thema „Cashless Payment“ Das ist reine Abzocke. Vom Betreiber erhält Wacken Lizenzgebühren dafür, dass das System zwangsweise aufgezwungen wird. Natürlich will der Betreiber damit Geld verdienen – also die Kosten für die Lizenz + die Kosten für den Aufbau und Betrieb des Systems + Gewinn! Dafür zahlen dann die Anbieter von Waren und Dienstleistungen ca. 15 % vom Umsatz, was auf die Preise draufgeschlagen wird. Wenn man vorher auflädt und sich später den unverbrauchten Rest erstatten lässt, bekommt der Betreiber noch einen zinslosen Kredit.
Aber dafür ist jetzt überall der Handy Empfang gut!
Der Nutzen für den Verbraucher ist praktisch nicht vorhanden – wirklich schneller als Barzahlung geht es nicht. Wir boykottieren das System! Ich trinke auf dem Gelände nur Wasser und essen finden wir im Ort Wacken besser und günstiger!
Innerlich war ich natürlich am Fluchen, als ich hörte, dass die Sängerin von Blues Pills hinterher bei Hotshots noch ihre Platten signieren würde. Normal wäre ich dort gewesen und hätte einen ansehnlichen Stapel Platten geholt – von ihr und anderen Bands, die mir gefallen haben…
Na so bestell ich halt online…
Ein anderes leidiges Thema ist die Security – nicht das Personal, die sind außergewöhnlich nett und freundlich, sondern die Personen, die die Richtlinien erstellen!
Warum da manches völlig übertrieben festgelegt wird, verstehe ich nicht!
Schätze im Endeffekt geht’s nur um Geld – Haftung, Versicherung, etc.
Wenn man sein Ticket in das Bändchen umtauscht, bekommt man ja löblicher Weise einen Plastik Trinkbeutel (Ja in der guten Alten Zeit gabs den Wacken Metal Bag mit vielen netten und nützlichen Dingen – aber entsprechend der allgegenwärtigen Tendenz : Weniger Leistung für mehr Geld, gibt’s den nicht mehr!
Nu ich hatte meinen Trinkbeutel mit Waser gefüllt und am Mittwoch musste ich erstmalig diesen auslehren – Begründung: Es könnte Alkohol oder Liquid Ecstasy drin sein…
Meine Frau ist allergisch gegen Wespenstiche und hatte deswegen ein paar Tabletten dagegen einstecken. Kam erst nach langen Diskussionen mit diesen durch und der Auflage sich ein diesbezügliches Bändchen bei den Sanis zu beschaffen. Auf dem Gelände laufen genug Sanis rum (die erfreulich wenig zu tun haben!) – Fragten wir die ersten: Antwort „Keine Ahnung, noch nie davon gehört“…Dann kamen wir an der Sani Station vorbei. Antwort „Ja so was gibt es wohl, aber wo genau wissen wir nicht“
Dann ist es ja verboten kleine harte Gegenstände, also Deo-Roller, Parfümfläschchen, kleine Taschenlampe, etc. mitzunehmen. Begründung: Man könnte damit werfen! Sehr realistische Unterstellung in Wacken! Uns sollte jemand so ein Bedürfnis haben (Ist meines Wissens noch nicht vorgekommen) kann er gleich 20m hinter der Sicherheitskontrolle genug Steine einsammeln, oder auch an anderen Stellen! Nur – es macht keiner! Und würde es einer probieren, würden ihn die Umstehenden garantiert davon abhalten!
Mitbewohner unserer Unterkunft wollten zwei ca. 30 cm hohe Plastikhocker mitnehmen – nicht zulässig, da es im Panikfall eine Stolperfalle sein könnte….
Am Mittwoch, früh am Nachmittag wollte ich Photos von dem leeren Feld vor den Hauptbühnen machen. Wurde mir aber untersagt: Begründung: Es könnten Künstler auf der Bühne sein, die keine Photos von sich wollen..????Häh???
Gerade in Wacken sind solch überzogene Richtlinien überflüssig und im Grunde ja Diskriminierung und Schikane! Das sollte man nicht übertreiben! Da wurden die “Schrauben“ nach den Anschlägen in Frankreich (Bataclan) hirnlos angezogen. Wenn jemand in der Richtung Gewaltkriminalität/Terrorismus etwas machen will, hat er leider immer genug Möglichkeiten dazu. Absolute Sicherheit gibt es nun mal nicht – das sollten wir als Lebensrisiko akzeptieren, statt immer mehr (vorverdächtigende) Kontrolle und Überwachung hinzunehmen!
Wo ich auch so meine Bedenken habe, gerade nachdem Wacken ja jetzt vor 1,3 Mrd an einen Investor verkauft wurde: Überzogenes Gewinnstreben:
Tickets 2023: € 300.- Tickets 2024 € 333.- (= +11%) Also mehr als die Inflationsrate. Gleichzeitig offiziell 10000 zusätzliche Tickets, die für den Veranstalter keinen großen zusätlichen Aufwand benötigen. Dafür war diesmal die maximale Kapazität erreicht oder überschritten.
Am frühen Nachmittag ging es…
Die Tickets für 2025 kosten € 333.- also gleich, aber dafür kostet der Zugang zum Campingplatz je nach Fahrzeug € 33.- oder € 66.- Also zwei Personen im Camper + 10% mal wieder über der Inflationsrate…
Nächstes Jahr werden wir definitiv nicht kommen, sondern beobachten, wie es sich entwickelt und was vielleicht sonst noch geändert wird. Auch wenn es uns dies Jahr gut gefallen hat!