Vor etwas mehr als einer Woche habe ich ein Treffen von Selbstbauern in den Niederlanden besucht:
https://zelfbouwaudio.nl/forum/viewtopic.php?t=31036
Die Seite ist auf Holländisch…
Insgesamt gab es 6 Räume, wovon in 5 Räumen Anlagen vorgeführt wurden und im sechsten Raum wurden Lautsprechermessungen durchgeführt. Im Flur wurden „Flohmarktartikel auf einem längeren Tisch feilgeboten. Gleich unten am Eingang gab es eine Kaffee-Bar.
Was mir sofort aufgefallen ist – eine sehr angenehme, freundschaftliche. familiäre Atmosphäre!
Habe mich dort richtig wohl gefühlt!
Die nächste positive Überraschung: Klar spielten die verschiedenen Anlagen unterschiedlich, aber mit allen konnte man gut Musik hören. Das kann ich mit meiner persönlichen Wahrnehmung bei kommerziellen Messen nie sagen!
Gefühlsmäßig lag der Schwerpunkt bei liebevoll selbstgebauten Lautsprechern. Als Quellen kamen meist digitale Zuspieler zum Einsatz. In den meisten Räumen wurden abwechselnd verschiedene Lautsprecher vorgeführt.
Dann fange ich mal mit den einzelnen Beschreibungen an:
Der erste Raum:
Zwei „open Baffle“ Konzepte und ein Flächenstrahler.
Beim zweiten Lautsprecher kam als Mittel-/Hochtöner ein Lowther zum Einsatz.
Das ist die Frequenzweiche dazu! Feines Material!
So sahen die Gehäuse jeweils von hinten aus.
Und hier die Quellgeräte.
An der Rückwand war ein Tisch aufgestellt, wo Platinen und Bausätze für Verstärker angeboten wurden:
Ganz besonders gefiel mir ein Nach Nelson Pass ausgestellter First Watt clone.
Schön und sauber aufgebaut!
Hier die auswechselbaren Eingangsmodule! Feine Sache – so kann man auf Anlage und Hörgewohnheiten abstimmen!
Ein sehr handlicher Verstärker mit Röhreneingangsstufe.
Der zweite Raum:
So sollte man Frequenzweichen bauen! Gute Bauteile und große Abstände zwischen den einzelnen Bauteilen!
Die Zuspieler zur Anlage.
Der dritte Raum:
Hier wurden mehrere Lautsprecher vorgeführt:
Zum Beispiel dieser kleine Monitor mit selbstgebautem Bändchenhochtöner.
Wie man sieht, ein echtes selbstgebautes Bändchen! Respekt!
Die unteren hellen Minimonitore (2-Wege mit Passiv-Radiator an der Seite) haben mich wirklich beeindruckt. Wer mich kennt, weis ja dass ich in Richtung sehr große Hornsysteme tendiere. Wenn mir dann solche kleinen Lautsprecher gefallen ist das schon eine Ausnahme! Großes Kompliment an den Erbauer!
Hier noch die Zuspieler dazu:
Der vierte Raum:
Also wenn ich vor so einer Anlage stehe habe ich erst mal ein Grinsen im Gesicht! Schöne Klassiker als Quellen und Verstärker und amtliche Lautsprecher (übrigens mit einem zusätzlich nach oben abstrahlenden Kalottenhochtöner – eine sehr vernünftige Lösung, um die Räumlichkeit und Luftigkeit der Wiedergabe zu verbessern, da gerade im Hochtonbereich die Hörner ja sehr gerichtet abstrahlen)
Der fünfte Raum:
Die schwarzen Lautsprecher waren ein aktives Konzept mit DSP Weiche
Der sechste Raum:
Hier gab es für mich ein richtiges Highlight zu bestaunen: Eine Laser basierte Messung für Thiel Small Parameter:
Üblicherweise mißt man die Impedanzkurve beim Lautsprecher mit einem Sweep. Dann fügt man ein bekanntes zusätzliches Gewicht, dessen Gewicht man vorher bestimmt hat) der Membran zu. Dies ist üblicher Weise blue tac als dünne kreisförmige Wurst. Dann wird der Sweep wiederholt und aus den Veränderungen die Thiele Small Parameter rechnerisch ermittelt. Wirklich genau ist eine solche Messung nicht und es besteht auch die Gefahr empfindliche Membrane zu beschädigen!
Hier hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht und ein Konzept hervorragend umgesetzt:
Die Membran wird mit einem Präzisionslaser abgetastet – 50000 Messungen pro Sekunde.
Die Daten werden dann über den spezifischen Kontroller ausgewertet:
Hört sich einfach an! Ist es aber nicht! Um den Laser an die Aufgabe zu adaptieren ist ernsthafte Ingenieursarbeit notwendig. So können Soundkarten keine DC-Signale verarbeiten – also mußte ein eigener Sigalkonditionierer implementiert werden. (Auf dem Tisch vorne rechts das schwarze flache Kästchen. Auch müssen alle Signale miteinander synchronisiert werden und man braucht eine Box zum kalibrieren und Bereichsanpassung. Ganz zu schweigen von der Software, die geschrieben werden mußte.
Auch mechanisch muss der Aufbau Schwingungsfrei sein. Diese wurde mit einer massiven Einspannvorrichtung gelöst.
Die Messwerte selbst sind genauer und aussagekräftiger , als die reinen Einzeldaten, die man üblicherweise als Thiele Small-Parameter erhält.
So sieht an z.B. die Rückstellkräfte graphisch für Vorwärts- und Rückwärtsbewegung der Membran über die gesamte Auslenkung des Chassis (beim Probanden alles andere als linear!).
Hier hat jemand viele Monate an Arbeit in ein innovatives Projekt höchst erfolgreich investiert! Mein tief empfundener Respekt.
Das ist das schöne an solchen Ausstellungen: Ernsthafter Austausch von Ideen und Konzepten ohne kommerzielles Interesse und ohne Rücksicht auf Marketing Aspekte und Wirtschaftlichkeit.
Ich habe mich wieder sehr wohl gefühlt und neue Anregungen mitgenommen!