Wie Aussagekräftig sind A-B Vergleiche?

Psychologische Hürden bei A-B Vergleichen

 

Viele Entscheidungen im Audio-Bereich werden ja dadurch getroffen, dass man einfach Komponente A mit B durch Umtauschen oder Hinzufügen vergleicht. In vielen Fällen funktioniert das auch.

Sind aber die Unterschiede nur klein, gar nicht vorhanden, oder unüblich, kann das schnell zu falschen Ergebnissen führen:

  1. Wenn ich weiß, das etwas getauscht/verändert wird, habe ich schon eine Erwartungshaltung, dass sich etwas verändert. Auch wenn man sich dessen bewusst ist, kann man trotzdem durch diese Erwartungshaltung beeinflusst werden.
  2. Oft führt ja ein Dritter das neue Produkt vor, von dem er natürlich auch selbst überzeugt ist. Da findet unter Umständen noch eine zusätzliche Beeinflussung durch den Anbieter durch. Ich spreche hier aus Erfahrung: Ich habe schon sehr geschickte manipulative Vorführungen erlebt. Auch wenn der Anbieter nicht bewusst manipuliert, eine gewisse Beeinflussung wird es immer geben!

Anlass ist etwas, was ich ganz aktuell ausprobiert habe:

Mir wurden Gegenstände, mehr aus dem esoterischen Bereich zum Test angeboten. Nun als Physiker und Elektroniker bin ich da natürlich skeptisch. Andererseits stehe ich aber auf dem Standpunkt: Nur weil ich etwas nicht erklären oder verstehen kann, heißt das ja noch nicht, dass es nicht existiert!

Nähere Informationen findet man, wenn man nach „ Cudo-Stone“ sucht…

Die Anbieter hatten ein paar von Ihren Gegenständen dabei und platzierten sie um, bzw. auf Komponenten meiner Anlage. Wir hatten vorher und hinterher Musik gehört. Also der klassische A-B Vergleich!

Ich habe eine Veränderung gehört: Mit den Gegenständen waren Transienten besser definiert, mehr Dynamik und bessere Raumabbildung. Nicht weltbewegend, aber für mich in dem Moment wahrnehmbar.

Dann sind wir zusammen essen gegangen und hörten hinterher nochmals hinein (viele dieser Produkte aus dem Esoterik – Bereich benötigen ja eine gewisse Einwirkzeit!?!). Diesmal war meine Wahrnehmung anders: Es wirkte alles irgendwie stimmiger, angenehmer. Ein ganz deutlicher Unterschied zum ersten Vergleich: Da gab es Veränderungen, die sich auch durch den Austausch von Komponenten oder Bauteilen erzielen lassen. Jetzt die Veränderung war etwas anderes, Unübliches.

So beschloss ich einen sogenannten „double blind test“ zu machen:

Die erste Stufe: Ich hörte eine Woche, ohne besagte Gegenstände, ganz normal Musik, hörte einfach das, worauf ich gerade Lust hatte. Nach dem Musikhören bewertete ich die Gesamtperformance der Anlage mit Schulnoten in 0,25 Schritten: 2,0, 2+ = 1,75; 2++ = 1,5, 1- = 1,25…

Wenn ich Hörsessions, wo es deutliche Beeinträchtigungen gab (zum Beispiel, wenn ich mal schlechte Laune hatte) miteinbeziehe ergab sich eine Bewertung von 2,225. Ohne diese Beeinträchtigungen 2,0.

Der eigentliche Test wurde wie folgt durchgeführt: Ich nahm 8 genau gleiche Pappschachteln von neuen Schaltnetzteilen. In 4 Schachteln kamen die besagten Gegenstände, in die anderen 4 Schachteln kamen je gleich schwere Stücke Holz. Die Schachteln wurden auf der Unterseite mit A 1-4 beschriftet ( Holz) und B 1-4 (Gegenstände). Gleichzeitig wurden auf der Anlage die 4 Positionen 1-4 markiert.

Meine Frau wusste somit nicht, was in den Kartons war. Ihre Aufgabe war es morgens die Schachteln willkürlich auszutauschen oder eben nicht. Getauscht wurde immer der ganze Satz.

Die nicht platzierten Schachteln waren in einem Nebengebäude untergebracht, um Einwirkungen zu vermeiden.

Üblicher Weise höre ich auch erst abends Musik.

Nach Ende des Tests verglich ich meine eigenen Bewertungen mit den jeweiligen Platzierungen, die ja erst dann offen gelegt wurden.

Bewertungen die grob daneben lagen – ein Tag z.B. eine ausfallende Röhre, wurden nicht berücksichtigt.

Zu den Bewertungen ist noch anzumerken: Was ich benotet habe, ist meine Zufriedenheit mit der Reproduktion. Das ich je nach Musikmaterial da natürlich unterschiedliche Anforderungen stelle, dürfte klar sein. Die Qualität des Musikmaterials selbst ist somit so wenig wie möglich in meine Bewertung eingegangen.

 

Auswertung:

Am 10.01.2019 platzierte ich wissentlich die Gegenstände in ihren Positionen. Bewertung: 1,0

Zeitraum 12.01.2019 – 19.01.2019:

Bewertung ohne Gegenstände: 1,45

Bewertung mit Gegenständen:  1,375

Einschätzung ob die Gegenstände aktiv/nicht aktiv  waren: 5 x richtig, 7 x falsch!

Zeitraum 20.01.2019 – 29.01.2019

Bewertung ohne Gegenstände: 1,35

Bewertung mit Gegenständen: 1,70

Einschätzung ob die Gegenstände aktiv/nicht aktiv  waren: 2 x  richtig, 9 x falsch!

Zeitraum 29.01.2019 – 10.02.2019

Bewertung ohne Gegenstände: 1,50

Bewertung mit Gegenständen: 1,25

Einschätzung ob die Gegenstände aktiv/nicht aktiv  waren: 3 x richtig, 7 x falsch!

Auswertung über gesamten Zeitraum:

Bewertung ohne Gegenstände: 1,44

Bewertung mit Gegenständen: 1,56

Das sich die Bewertung grundsätzlich gegenüber den Bewertungen vor dem Test verbessert hat, lässt sich auf zwei Veränderungen zurückführen: Ein stark schallschluckendes Sofa  wurde am 11.01.2019 durch einen Sessel ersetzt. Und ab 31.01.2019 hatte ich eine neue Riemenführung bei meinem Plattenspieler, die die Performance deutlich verbesserte!

Fazit: Die besagten Gegenstände verursachen über einen längeren Zeitraum betrachtet keine nennenswerte Veränderung – der einfache A-B Test mit „Erwartungshaltung“ ist irreführend!

Was nicht unerwähnt bleiben soll: Die Kosten! Eine  Platte kostet € 800.-  4 wurden verwendet. Es handelt sich um recht einfach gefertigte Epoxid-Güsse, an den Kanten und der Rückseite zum Teil unsauber gefertigt. Wie ich erst kürzlich erfahren habe ( 07.11.2022) soll es sich bei den Gegenständen angeblich um Prototypen gehandelt haben, die nicht offiziell zum Verkauf standen (?)

Was nicht unerwähnt bleiben soll: Ich habe vor dem Test natürlich den Anbieter über diesen Test und meine geplante Vorgehensweise informiert, womit er auch einverstanden war. Der Anbieter sah keine Probleme mit meiner Vorgehensweise.

Nach diesem Test hielt ich Rücksprache mit dem Anbieter. Hier wurde mir folgende Argumentation vorgetragen: Die Gegenstände würden das umliegende Material „informieren“ und den ganzen Raum für Monate „aufladen“ Ein kurzfristiger Austausch würde somit zu keiner Veränderung führen. (????). Ich solle mit einem „seltenen Holz“ ausräuchern (???). Interessant ist in dem Zusammenhang auch: Der Anbieter hatte bei mir einen Kopfhörer-Verstärker bestellt, der ihm erst sehr gut gefallen hat. Nachdem ich dem Anbieter vom Testergebnis berichtet habe „klang der Verstärker nicht gut“ und wurde an mich zurück geschickt….

Ich habe ja schon einige Produkte aus dem esoterischen Bereich probiert. Manche funktionieren im Sinne einer Verbesserung der wahrgenommenen Musikwiodergabe. Die Produkte die nicht mit Energie versorgt werden, (also Stromanschluss oder Batterien) verlieren oft nach ca. 6 Monaten ihre Wirkung. Die mit Stromanschluss können dauerhaft funktionieren.

Die hier getesteten Produkte gehören hier in die Kategorie: Haben hier nicht funktioniert.

Interessant in dem Zusammenhang: Nach mehr als 3 Jahren kommt der Hersteller an und verlangt, dass ich den Blog-Eintrag lösche – droht sogar mit Anwalt… ( Stand 07.11.2022)

Im Nachhinein probierte ich noch zwei weitere Dinge: Als ich bei  einem Freund zu Besuch war, um seinen Tonabnehmer zu justieren, hatte ich in meinem Werkzeugkoffer einen der Gegenstände dabei. Nach der Justage hörten wir beide eine deutliche Verbesserung. Aber: Nachdem ich, nebst dem Gegenstand wieder weg war, hörte mein Freund auch keine Verschlechterung! Er weiß bis heute nicht, das ich das Teil dabei hatte.

Letztens fiel bei mir eine AC-Source aus. Ich ersetzte sie kurzfristig durch eine andere, weniger leistungsfähigere. Diese klang eindeutig schlechter. Ein Anbringen einer der Gegenstände veränderte: Nichts!

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