Endstufe Singel Ended Triode "SET"
Warum baut eine auf Messtechnik spezialisierte Firma einen Trioden-Verstärker? Ganz einfach: Das Konzept ist bisher noch nicht völlig ausgereizt worden und dies wollten wir einfach einmal umsetzen.
Der Ansatz war folgender: In bestimmten Bereichen der Reproduktion, sind gerade Single Ended Trioden Verstärker sämtlichen anderen Konzepten überlegen. Oft geht dies mit den als „Röhren-Sound“ bezeichneten Nachteilen einher. Schließlich sollte ein Verstärker Musik reproduzieren, ohne etwas hinzuzufügen oder wegzulassen. Also haben wir nach typischen konzeptionellen Fehlern im „üblichen“ Aufbau und von Röhrenverstärkern gesucht und dafür Lösungen erarbeitet. Hierdurch entstand ein völlig neues Konzept für einen Verstärker.
Netzteil
Die Ausgangsbasis für jeden guten Verstärker ist ein gutes Netzteil. Wohl aus Kosten- und/ oder Gewichtsgründen wird hier bei herkömmlichen Konzepten gerne gespart. Das hier von uns aufgebaute Netzteil hat für jede der Versorgungsspannungen einen eigenen Transformator mit nachfolgender überdimensionierter Siebung und Regelung ( außer Anodenspannung der Endröhre). Damit wird vermieden, dass Kopplungen oder sonstige Beeinträchtigungen stattfinden. Im Einzelnen sind folgende Netzteile, jeweils auf Boards aus Resonanz dämpfendem Material aufgebaut:
Heizung der Treiberröhren: Stabilisiert, als Stromquelle ausgelegt. Siebkapazität 150.000µF/ 25 V. AC- Anteil auf der Versorgungsspannung < 0,03mV, Konstanz der DC-Spannung besser 0,01%
Heizung der Endröhre: Stabilisiert, als Stromquelle ausgelegt. Siebkapazität 60.000µF/63V, als C-L-C Filter mit Siebdrossel umgesetzt. AC-Anteil auf Versorgungsspannung < 0,1mV, Konstanz der DC-Spannung besser 0,01%. Durch dieses Konzept kann die Heizspannung direkt, ohne das leidige, Klang beeinträchtigende „Entbrummerpoti“, an die Kathode angeschlossen werden.
Anodenspannung der Treiberröhren: Stabilisiert, mit einer Siebkapazität von 5.000µF /450V. AC- Anteil auf der Versorgungsspannung < 1mV. Konstanz der DC-Spannung besser 0,05%.
Bias-Spannung: Stabilisiert, mit einer Siebkapazität von 3.000µF/400V. AC- Anteil auf der Versorgungsspannung < 1mV. Konstanz der DC-Spannung besser 0,05%.
Anodenspannung der Endröhre: Versorgung mit 3 Phasen AC und damit schon nach der Gleichrichtung eine deutlich geringere Restwelligkeit, als bei einphasiger Versorgung. Hier kommt eine C- L – C Siebung zum Einsatz. Siebkapazität 30.000µF/500V sowie 200 µF/ 2kV Paper-Oil Kondensatoren.
Hilfsspannungen: 24 V DC für Sequenzer und 12 V DC für Lüfter. Separate Netzteile, die nicht mit der Audioschaltung in Verbindung stehen.
Allen Netzteilen gemeinsam ist die Verwendung ultraschneller Dioden, Hochwertigster selektierter Kondensatoren mit ausgesucht niedrigem ESR, Aufbau ohne Platinen, Point to Point Verbindungen mit hochwertigen und versilberten Leitungen. Durch den mechanischen Aufbau werden Einstrahlungen und Störfelder weitgehend eliminiert. Auch intern kommen Trennwände aus unserem EMS-Material zum Einsatz. Die Netzteilboards sind mit entsprechenden Maßnahmen weitgehend Mikrophonie unempfindlich.
Durch einen Sequenzer werden die einzelnen Spannungen langsam hochgefahren, um die Röhren zu schonen. Gleichzeitig ist eine Überwachungsschaltung eingebaut, die im Falle, dass eine Spannung außer Toleranz ist, ein weiteres Hochfahren der Endstufe unterbindet, bzw. diese im Falle von Fehlfunktionen abschaltet.
Gehäuse
Normal sind Gehäuse von Röhrenverstärkern so aufgebaut, dass man die Röhren sehen kann. Meist sind noch in unmittelbarer Nähe die Trafos montiert. Damit ist das Signal, welches die Röhren durchläuft, verschiedensten Störungen ausgesetzt. Diese lassen sich aber minimieren:
Mikrophonie: Gerade Röhren mit ihrem filigranem mechanischen Aufbau und ihrer verhältnismäßig großen räumlichen Ausdehnung sind hier besonders empfindlich. Aus diesem Grunde wählten wir auch die GM-70 Triode, die vom ursprünglichen, militärischen, Einsatzzweck her, schon sehr Mikrophonie – unempfindlich ist. Unser Konzept ist vollständig gekapselt. Da das Gehäuse komplett aus EMS Material besteht, wird im Verhältnis zum freien Aufbau der eingestrahlte Schallanteil um ca. 20 dB gedämpft.
RF-Einstrahlungen: Durch ihre relative große Anodenfläche, verbunden mit hochohmiger Konstruktion, stellen Röhren sehr gute „Empfangsantennen“ dar. Durch den schon oben erwähnten gekapselten Aufbau erzielt man bei entsprechender Sorgfalt eine Schirmdämpfung von > 80dB.
Magnetische Streufelder: Die normalerweise bei Röhrenverstärkern eingesetzten Block-Transformatoren erzeugen relativ starke Störfelder. Aus diesem Grund haben wir für den Ausgangstrafo einen gekapselten Ringkerntrafo gewählt, der sich 15 cm vom Audio-Schaltkreis entfernt befindet. Durch den sehr schmalen und langen Aufbau der Gehäuse konnten die anderen Trafos räumlich möglichst weit entfernt platziert werden. Gleichzeitig werden durch die Trenn- und Außenwände aus EMS Material auch magnetische Störfelder wirkungsvoll gedämpft. Der Bereich um die Audioschaltung ist zusätzlich mit MU-Folie versehen.
Üblicherweise befinden sich bei Verstärkern alle Anschlüsse auf der Rückseite. Dies führt dazu, dass Einstrahlungen oder Kopplungen der dicht beieinander liegenden Leitungen möglich sind. Aus diesem Grund haben wir die Monoblöcke spiegelsymmetrisch aufgebaut. Die Lautsprecher-Klemmen (WBT-Nextgen) sind jeweils an der Außenwand relativ weit hinten angeordnet. Damit sind sehr kurze Kabel zwischen Lautsprecher und Verstärker möglich. Die Eingangsbuchsen (WBT-Nextgen) sind auf der gegenüberliegenden Innenwand angeordnet. Damit wird vermieden, dass sich Lautsprecher- und Signalleitungen auch nur nahe kommen. Bei dem häufig üblichen Aufbau, die gesamte Anlage zwischen den Lautsprechern aufzustellen, spart man so auch bei den Signalkabeln an Kabellänge. Pro Kanal sind zwei Eingangsbuchsen vorgesehen, damit bei z.B. aktiven Betrieb das Signal durchgeschleift werden kann. Die jeweilige Beschaltung erfolgt kundenspezifisch. Das geschirmte Netzkabel wird jeweils vorne an den Monoblöcken eingeführt, wo der größte räumlich Abstand zu den Signalleitungen besteht.
Die nächste mögliche Störquelle ist die Beeinträchtigung durch Körperschall.
Die Endstufen stehen auf höhenverstellbaren Spikes aus Edelstahl. Dies ist ein bekanntes Verfahren um Körperschallübertragung vom Boden auf die Verstärker zu verhindern. Das Gehäuse aus EMS-Material mit seinen ausgezeichneten akustischen Eigenschaften ist sehr resonanzarm. Zusätzlich sind die Aluminium – Kanten – Profile mit Quarzsand befüllt. Messungen mit einem Beschleunigungsaufnehmer zeigten keinerlei Resonanzspitzen!
Die empfindliche Audioschaltung befindet sich im hinteren Teil des Gehäuses und ist damit so weit wie möglich von den Lautsprechern entfernt.
Audioschaltkreis
An der Schalung ist im Grunde nichts Neues zu finden. Bewährte Schaltungen für Single Ended Trioden Verstärker gibt es schon lange. Durch entsprechende Auswahl von Bauteilen, Layout und Dimensionierung lässt sich eine Schaltung natürlich optimieren. Gerade in diesen Bereich wurde sehr viel Entwicklungsarbeit investiert. Der Bauteileaufwand ist von der Stückzahl recht gering, dafür aber von der geforderten Qualität extrem kostspielig. Die gesamte Audioschaltung ist Point to Point mit Reinsilberdraht ausgeführt. Als Montageplatte dient eine 3 kg schwere Sandwich – Platte, die, wie ein Plattenspielersubchassis an bedämpften Federn schwingend aufgehängt ist. Als Resonanzfrequenz wurden 2 Hz gewählt, die sich bei Plattenspielern bewährt haben. Durch diese Maßnahme ist der Audioschaltkreis vom Gehäuse mechanisch entkoppelt. Der Ringkern Ausgangsübertrager besitzt eine Sekundärwicklung aus Reinsilberdraht.
Technische Daten
Ausgangsleistung: 25 W RMS , 20 Hz – 45 kHz, THD & Noise < 2 %
Ausgangsimpedanz: 2, 4 und 8 Ohm
Rauschabstand, bezogen auf 5 Watt Ausgangsleistung > 80 dB
Impulsleistung ca. 50 W
Abmessungen: 25 cm breit, 54 cm hoch 102 cm lang
Gewicht: 94 kg
Eingangsspannung für Vollaussteuerung : 200mV – 2 V, kundenspezifisch.
Anzeigen: Ausgangsleistung, Bias, Anodenspannung, Status( rot = Aufwärmphase 1, gelb = Aufwärmphase 2, grün = Betrieb)<br>
Stromversorgung: 3 x 230 V AC, 3 x 2 A, andere Eingangsspannungen kundenspezifisch möglich. Inklusive Trenntrafo 3 Phasen, 3 x 1kVA und Netzfilter (separate Einheit).
Fertigung
Diese Endstufen werden nur auf Kundenwunsch gefertigt.
Entsprechend der Anlage des Kunden erfolgt eine Anpassung einzelner Parameter, wie Eingangsimpedanz, Eingangsspannung, Netzversorgung. Fest steht das Gesamtvolumen des Verstärkers. In gewissem Rahmen kann sich der Kunde die Gehäuseform selbst aussuchen. Die Oberflächengestaltung wird völlig nach Kundenwunsch durchgeführt, genauso wie die Art und Zahl der Anzeigen, Schaltmöglichkeiten, Eingangs- und Ausgangsbuchsen, sowie, falls gewünscht, eine Eingangspegelregelung.
Röhren: Als Endröhren werden GM-70, wahlweise mit Graphit- oder Kupferanode angeboten. Als Treiberröhren steht ein breiteres Spektrum zur Verfügung. Wir empfehlen NOS Sylvania, General Radio oder Mullard .
Klang
Der Entwickler ist zufrieden, ernsthafte Interessenten sollten sich selbst ein Bild bei einem individuellen Termin machen.
Preis: Auf Anfrage, je nach Ausstattung und Ausführung.
Hier eine Aufnahme der ersten Messungen des Probeaufbaues, deutlich sieht man das komplex aufgebaute Netzteil.