Warum ich in Zukunft nicht mehr über ebay verkaufe? Ganz einfach: Es lohnt sich nicht mehr.
So Mitte letzten Jahres wurde man als gewerblicher Verkäufer gezwungen, eine neue Methodik des Zahlungsablaufes zu akzeptieren: Der Kunde kann mit allem möglichen Arten, wie PayPal, Kreditkarte oder anderen Zahlungsdienstleistern zahlen – aber an ebay. Ebay schüttet dann die eingegangenen Beträge abzüglich der ebay-Gebühren an den Verkäufer aus. Wenn das eine so gute Lösung wäre, warum zwingt man dann die Verkäufer dazu?
Ganz einfach: Die Sache hat einen Haken – den sogenannten Käuferschutz der kann vom Käufer auch missbraucht werden!
Bevor mir der neue Zahlungsablauf aufgezwungen wurde war es ganz einfach: Zahlung per Vorauskasse per Überweisung, oder bevorzugt: Barzahlung bei Abholung. Das funktionierte jahrelang reibungslos und mit 100% positiven Bewertungen.
In letzter Zeit häuften sich aber die Fälle, dass versucht wurde den „Käuferschutz“ zu missbrauchen:
Fall 1: Ich hatte ein optisches Powermeter mit zwei Mess-Köpfen angeboten. Ich ließ mich von €250.- auf €200.- herunterhandeln. Der Käufer verlangte eine Rücknahme, weil das Gerät, welches natürlich vor dem Versand überprüft wurde(!), angeblich nicht funktionierte. Der Käufer war anfangs sogar so dreist eine Erstattung der Rückfracht zu fordern! Nachdem das schlecht verpackte Gerät mit den beiden Mess-Köpfen hier ankam, stellte ich fest, dass einer der Mess-Köpfe durch Überlast zerstört war. Auf dem Glasfenster ließen sich sogar Einbrennspuren erkennen! Der Käufer leugnete erst mal jegliches Selbstverschulden. Damit wurde ein Fall bei ebay eröffnet. Erst als ich rechtliche Schritte androhte, knickte der Käufer ein, und gab zu „dass möglicherweise ein Mitarbeiter das Gerät unsachgemäß benutzt hat…“ Wir einigten uns auf einen Rückerstattungsbetrag von €120.- Dann Anruf bei ebay-Kundenservice zwecks Klärung. Hat funktioniert, dauerte aber seine Zeit. Dann Bankdaten anfordern, Betrag überweise, Zahlungsbeleg an ebay schicken, Rechnung hier aus- bzw. umbuchen… Da der Käufer bei ebay.com registriert ist das ganze zweimal, da alle Unterlagen auch an ebay.com geschickt werden mussten. Gesamtzeitaufwand für den Vorgang: Bestimmt 4 Stunden. So etwas ist einfach ärgerlich und unwirtschaftlich! Da ist es kaufmännisch sinnvoller Geräte gleich zu entsorgen!
Fall 2: Ich hatte einen Kontron 8200 Funktionsgenerator angeboten. Wurde gekauft und schon am nächsten Tag mit der Begründung: „gefällt nicht“ ohne weitere Angaben als Rücknahme angefordert.
Das Gerät kam hier unbeschädigt an. Trotzdem, meine Frachtkosten zum Käufer, Zeitaufwand für Versand, Rechnungsstellung, Verpacken und Überprüfung nach Rückkehr kann ich als Verlust abschreiben.
Fall 3: Ich hatte ein recht hochwertiges HP 4275A RCL-Meter nach Taiwan verkauft. Die Post gibt als Laufzeit 10-12 Tage an. Das Gerät war aber etwas mehr als 6 Wochen unterwegs! Scheint derzeit die übliche Laufzeit nach Taiwan zu sein. Dass der Kunde da einen Fall wegen einem nicht erhaltenen Gerät eröffnet, verstehe ich ja. In so einem Fall hält ebay übrigens sofort Zahlungen in Höhe des strittigen Falls zurück. Nachdem ich einen Nachforschungsauftrag bei dhl gestellt habe, kam das Gerät schließlich am 12.01.2021 an. Die Versandnachweise schickte ich ebay am 13-01.2021. Gestern erhielt ich dann eine mail von ebay dem Käufer wäre der volle Kaufbetrag zurückerstattet worden. Da hat der Käufer es wohl vorsätzlich unterlassen, zu bestätigen, dass das Gerät angekommen ist. Also heute wieder mal bei ebay-Kundenservice angerufen. Der Fall ließ sich klären, eine schriftliche Bestätigung habe ich auch schon. Die Rückerstattung an mich soll 7 Tage dauern, da wegen der Höhe des Betrages noch mal extra geprüft werden muss. Mal sehen, was da noch kommt…
Ich verstehe schon die Strategie von ebay: Je bessere Konditionen man den Käufern einräumt, desto mehr Umsatz und damit Provisionen erzielt man. Nur, benachteiligt man die Verkäufer zu stark, hören diese halt auf, wie z.B. ich. Was das bewirkt sehe ich jeden Tag: Wenn ich morgens in der Rubrik Mess- und Prüftechnik nachsehe, was neu eingestellt wurde,dann ist das zu etwa 80% billiger China-Schrott – nur vielleicht im Schnitt 3 Artikel auf 20 Seiten die für mich interessant sein könnten. Ich bin ja jetzt schon über 20 Jahre bei ebay…da hat sich viel verändert und nicht zum Positiven! Ich werde nichts mehr über ebay verkaufen und meine aktuellen Angebote löschen.
Was übrigens recht gut ist, ist der telephonische Kundenservice von ebay Deutschland: Ohne übermäßig lange Wartezeiten bekommt man schnell freundliche und kompetente Mitarbeiter ans Telephon. Die Probleme lassen sich so auch lösen. Aber eben mit einem insgesamt zu hohen zeitlichen Aufwand!