Manchmal kommen hier Arbeiten, die richtig Spaß versprechen! Gestern kam hier ein „Kellerfund“ an: Der legendäre Apolyth Plattenspieler.
Einen schönen Bericht über das Laufwerk findet man hier:
Wenn man sich überlegt – etwa 30 Jahre alt und damals bestimmt einer der Besten, wenn nicht sogar der Beste kommerziell gefertigte Plattenspieler! Ein wirklich ernst zu nehmendes Masselaufwerk, mit echtem (!) biradialem Luftlager!
(Erklärung hierzu: Viele luftgelagerte Teller schweben auf einem Luftpolster, werden aber zusätzlich von einer Achse geführt – z.B. Tech Das. Achse ist gleich Reibung ist gleich mögliche Störgeräusche. Ein echtes biradiales Luftlager benötigt keine Achse! Der Teller schwebt auf einem Luftpolster und ist statt der Achse auch in einem Luftlager geführt. Viel aufwändiger, teurer und seltener!).
Wie man sieht, gibt es 3 Tonarmbasen. 2 davon habe ich fürs Photo verkehrt herum aufgelegt, weil die Haltebolzen festgerostet sind. In einer Basis ist eine Ausfräsung für einen Fidelity Research FR 64, in der anderen Basis eine SME Standard Aufnahme.
Komplett wiegt das ganze Laufwerk ca. 250 kg.
Eine erste Befundung ergab Folgendes:
- Plattenteller fehlt
- Oberer Teil vom Lager fehlt, unterer Teil vom Lager vermutlich nicht mehr in Ordnung
- Plattenklemme fehlt
- Gehäuse für Subchassis und Steuergerät fehlt
- Kompressor fehlt
- Die zwei benötigten Druckregler fehlen
- Ein Regelventil für die Pneumatik Dämpfer ist gerissen und defekt.
- An den anderen Regelventilen fehlen die Fühler
- Steuergerät ohne Funktion, Motor geht nicht
- Die LED Anzeigen auf dem Steuergerät zeigen nicht richtig an, flackern, etc.
- Sämtliche Oberflächen haben gelitten und müssen neu aufgearbeitet werden.
Doch nun zur guten Nachricht: Der Hersteller Acoustical Systems, Herr Brakemeier
Hat noch Ersatzteile und ist bereit auch diese zu liefern!
Das für ein 30 Jahre altes Gerät und obwohl es auch schon ein Nachfolgemodell gibt!
Acoustical Systems Apolyth (neu)
Das ist V O R B I L D L I C H !!! Daran sollten sich andere Hersteller ein Beispiel nehmen!
Man hat also die Chance das Gerät wieder im Originalzustand aufzubauen.
Was ich allerdings ändern würde ist die automatische Nivellierung durch die Pneumatik Füße.
Was da verwendet wurde sind sogenannte Analog-Proportional-Ventile. Diese haben einen beweglichen Fühlhebel. In einer gewählten Mittelstellung ist das Ventil geschlossen. Sinkt das Subchassis ab, öffnet das Ventil und füllt den Dämpfer. Ist zu viel Luft im Dämpfer, entlüftet das Ventil. Funktioniert prinzipiell. Einen Nachteil hat die Sache aber: In irgendeiner Form ist der Fühler am Subchassis befestigt, liegt aber auf der Aufstellungsfläche auf. Damit wird der Dämpfer schwingungstechnisch teilweise überbrückt. Das so etwas klanglich nicht optimal ist habe ich schon hier probiert.
Ich würde entweder über Hand einstellbare Regelventile nehmen – zuverlässig und kostengünstig, oder aber die Lage elektronisch (induktiver Schalter, Laser, Lichtschranke) abtasten und entsprechen Ventile nachsteuern.
So eine Instandsetzung wird nicht billig. Mit Kosten von mindestens € 10.000.- muss man schon rechnen…
Wenn man sich die Preise für klassische und gute alte Laufwerke ansieht – z.B. Micro Seiki, Platine Verdier, etc. oder die Preise für wirklich gute neue Laufwerke…. dann ist der Einstandspreis plus Restaurierungskosten ein Schnäppchen. Wer also mit einem Laufwerk der Klasse 50.000.- € oder mehr liebäugelt und genug Standfläche hat, der sollte sich mal mit diesem Geschoß auseinandersetzen. Im Endeffekt eine preisgünstige Lösung sehr weit nach oben zu kommen. Nicht zu vergessen – der Seltenheitswert!
Ach ja, eins gleich vorab: Der benötigte Kompressor erzeugt nun mal Geräusche. Den kann man nicht im Hörraum aufstellen. Es gibt recht leise Kompressoren, die man in den Nebenraum stellen kann – benötigt wird dann nur ein Schlauch von 4 mm Durchmesser. Lösungen die leise genug für den Hörraum sind gibt es auch – sind aber richtig teuer und wegen dem Schallschutz groß.