Lyra Atlas Lambda SL – gelungene Evolution!

Bevor ich über meine Erfahrungen mit dem Lyra Atlas Lambda SL berichte, zuerst einmal ein paar grundsätzliche Anmerkungen:

Was es heutzutage so an Top-Tonabnehmern von bekannten Herstellern mit meist Jahrzehnte langer Erfahrung gibt ist eigentlich grundsätzlich schon mal von sehr guter Qualität. Wenn man sich da im oberen 4-stelligen Preisbereich bewegt kann man von Firmen, um mal nur ein paar zu nennen, wie Airtght, Koetsu, My Sonic Lab, Lyra, Ortofon, etc. richtige Qualität erwarten und bekommt sie auch.

So gut alle diese Top-Systeme sind, sie unterscheiden sich auch voneinander – je nachdem auf welche Bereiche der Entwickler besonders Wert gelegt hat. Was für einen selbst „am besten“ ist, ist einerseits eine rein subjektive Entscheidung, geprägt vom persönlichen Geschmack und andererseits hängt es natürlich auch damit zusammen, wie gut ein ausgewähltes System mit den restlichen Gerätschaften der Anlage, dem Hörraum und der persönlichen Musikauswahl harmoniert.

Vor Jahren konnte ich das ursprüngliche (grüne) Lyra Atlas erst ausprobieren und anschließend, weil es mir sehr gut gefallen hatte auch kaufen. Das System verrichtete hier einige Jahre seinen Dienst. Das bedeutet, dass ich wohl recht zufrieden war. Auflösung, Dynamik, Präzision und Schnelligkeit waren schon damals ausgezeichnet. Was ich auf Dauer ein wenig vermisste war Natürlichkeit. Ich hatte immer den Eindruck, dass die Transienten/Einschwingvorgänge perfekt wiedergegeben wurden aber das Ausschwingen etwas zu früh aufhörte. Ist jetzt aber Meckern auf höchstem Niveau!

In letzter Zeit habe ich mit dem My Sonic Lab Signature Gold sehr zufrieden Musik gehört. Nun ergab sich spontan die Möglichkeit, dass ich mir ein Lyra Atlas Lambda SL – also die Evolution des Atlas – siehe auch: Lyra Atlas Lambda SL ausleihen konnte. Danke Carsten!

Wenn man so ein System einbaut sollte man sich etwas mehr Zeit nehmen! Gerade die Lyra Etna/Atlas Lyra Atlas LambSerie haben einen sehr engen Betriebsbereich in dem sie dann hervorragend spielen.

Mal zur Verdeutlichung: Bei vielen Tonabnehmern steht z.B. in der Betriebsanleitung: Auflagekraft von 1,9g – 2,2g. Bei Lyra 1,68 – 1,72 g! Eben nur dann sind die Spulen optimal im Magnetfeld platziert. Genauso empfindlich reagieren die Tonabnehmer auf VTA und Azimut!

Der Nadelschutz ist übrigens sehr gut gemacht!

Bei mir so die übliche Prozedur: Erst mal Nadelschutz wiegen. Dann Auflagekraft mit der Summe aus Gewicht Nadelschutz und gewünschter Auflagekraft einstellen. Damit vermeidet man eine Überlastung der Systeme (wenn man z.B. das recht schwere Atlas einbaut und vorher ein leichteres System montiert hat kann beim ersten Wiegen die Auflagekraft schnell zu hoch sein und das System dejustieren!). Dann geometrisch einstellen. Dann die messtechnische Fein Justage von Azimut, VTA und Auflagekraft. Abschlusswiderstand wird am Ende ermittelt.

Dann der erste Hörtest. Hierzu muss bemerkt werden, dass das System unbenutzt und unbewegt wohl Monate im Schrank lag. Im ersten Moment war ich enttäuscht: Glasige aggressive Höhen, technischer unnatürlicher Mittenbereich, kaum Bass und Räumlichkeit.  Nachdem ich mir zwei meiner Platten komplett angehört hatte, machte ich erst mal eine Pause und überprüfte dann die Einstellungen nochmal. Da hatte sich einiges durch das Einspielen verschoben – z.B. der Azimut um 0,15° auch die Auflagekraft musste ich um 0,05g verringern um messtechnisch wieder gute Ergebnisse zu erreichen – übrigens besser als beim ersten Durchgang. Inzwischen hatte das System also so 5 Stunden echte Laufzeit hinter sich. Von da an wurde es immer besser!!!

Nach einigen weiteren gehörten Platten ist die Spitze der Performance bestimmt noch nicht erreicht ( ich habe gelesen 20 – 50 Stunden sind nötig) aber ich weis wohin die Reise in etwa geht:

Höhen – würde sagen, sehr, sehr nah an perfekt – realistisch je nach Material von seidig schmeichelnd bis knallhart – je nachdem, wie es auf der Aufnahme vorliegt.

Mitten? Da war der größte Fortschritt: sehr natürlich, realistisch. In keinem Fall technisch oder überanalytisch! Das was da inzwischen kommt, habe ich sonst nur bei Systemen die auf diesen Bereich optimiert sind, wie Koetsu und Airtight gehört – aber dann eben nicht mit der Performance in anderen Bereichen, die das neue Atlas bietet!

Bass: Straff völlig kontrolliert und konturiert.

Raumabbildung: Sehr realistisch, auch mit Tiefen- und Höhenabbildung.

Schon nach diesen Kriterien ein Spitzensystem!

Was das Lyra Atlas Lambda SL aber besonders gut kann ist die Schärfe und Genauigkeit der Abbildung: Damit meine ich: Sonst hört man z.B. den Anschlag an einem Triangel, nimmt es auch so war. Jetzt ist es viel deutlicher, klarer, plastischer… Muss da das alte Klischee bemühen – also ob das Instrument im Raum selbst wäre.

Eine andere herausragende Stärke ist das, was in der englisch-sprachigen Presse als PRAT bezeichnet wird: Pace, Rhythm and Timing. Das hat sehr viel mit Dynamik und Zeitrichtigkeit über den gesamten Frequenzbereich zu tun. Das hört sich alles einfach viel „richtiger“ und stimmiger an!

Im Vergleich zum ursprünglichen Atlas eine sehr gelungene Evolution: All die altbekannten Vorzüge behalten, aber ein ganz deutlicher Zugewinn an Natürlichkeit und Musikalität. Da hat jemand sehr genau gewusst was er tut und es richtig gemacht! Übrigens es geistern ja so Berichte durchs Netz, die DS-Audio Tonabnehmer wären ein „Wunder an Auflösung und Dynamik“ – hatte ich ja auch hier – kommen aber nicht im Entferntesten ran!

Was das System nicht macht: Übertriebene Cinemascope Räumlichkeit, was dann auch meist in riesigen Stimmen/Instrumenten resultiert. Ebenfalls kein überbetonter und dafür unpräziser Bass.

Insgesamt im ganz positiven Sinne neutral – also es wird nichts weggenommen oder hinzugefügt!

Der Titankörper vom Lyra harmoniert natürlich ausgezeichnet mit meinem Titan-Tonarm!

Und ich bin ja auch erst am Anfang. Nach weiterer Spielzeit wird das System garantiert noch zulegen. Wie üblich werde ich dann nach einer Woche nochmal alle Parameter nachmessen und bei Bedarf korrigieren… Da weis ich aus Erfahrung, dass noch mehr kommt. Ich glaube, ich werde nicht darum herumkommen, mir so ein System dauerhaft zuzulegen!

Von meiner Seite jetzt schon eine ganz klare Empfehlung. Vorsicht: Auch probeweises Anhören kann zu einem Schwund des Kontostandes führen!

Anmerkung 28.08.2023

Nachdem mir das Lyra Atlas Lambda SL so gut gefallen hat, habe ich mir eines neu gekauft. Diesmal war das Einstellen natürlich etwas einfacher, da ich viele Grundparameter ja schon hatte. Auch dieses System brauchte ziemlich genau so lange Einspielzeit, wie das Leihsystem und wurde dann genauso schlagartig besser! Auch die Basiseinstellungen, also Auflagekraft, VTA und Azimut praktisch gleich zu dem Leihsystem! Das nenne ich Fertigungskonstanz und Präzision! Dieses System wird hier auf jeden Fall länger vorführbereit sein!

 

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