Eine hübsche Bastelarbeit

Ich habe mich ja immer wieder mit dem Thema Plattentellerauflagen beschäftigt. Beim Abspielen von Schallplatten entstehen nun mal Schwingungen. Diese sollten im Idealfall komplett abgeleitet werden und es sollten keine Resonanzen entstehen. Um dies zu optimieren kann man die verschiedensten Plattentellerauflagen verwenden. Was ich festgestellt habe, ist, dass man materialabhängig schon Unterschiede feststellen kann, aber keine gravierend großen. Die Materialauswahl ist für mich die Rubrik „Fine Tuning“ – abhängig von der Anlage und dem persönlichen Hörempfinden.

Was man viel deutlicher hört, ist wie gut und wie weit die Schallplatte Kontakt mit der jeweiligen Auflage hat. Kommt natürlich auch darauf an, ob eine Schallplatte verzogen ist, oder nicht! Auch hier gibt es im Zubehörhandel diverses Zubehör, um Abhilfe zu schaffen – Auflagegewichte (die zum Teil noch so konstruiert sind, dass sie Schwingungen resonanzfrei aufnehmen) und äußere Stabilisierungsringe.

Was natürlich auch mitspielt ist der verwendete Plattenspieler: Produziert der selbst Geräusche, z.B. durch Lager oder Reibrad-Antrieb, kann es richtig kontraproduktiv sein, die Schallplatte zu gut an den Teller zu koppeln!

Für mich selbst hatte ich lange die Lösung aus Graphit-Matte, äußeren Stabilisierungsring und mittiges Plattengewicht.

Richtig weiter gekommen bin ich erst durch Vakuum-Ansaugung. Da ist der Markt recht dünn bestückt. Als Zubehör gab es die Audi Technica AT 665, die ich dann gebraucht erstanden habe und mit einer ordentlichen Vakuum-Pumpe betrieben habe (die mitgelieferte batteriebetriebene Pumpe ist im Grunde Spielzeug, braucht ewig oder funktioniert gar nicht) Bei der Audio Technica AT 665 Matte wird über den Plattendorn die Luft unter der Platte herausgesaugt und das Nachströmen durch Rückschlagventile aus Gummi vermieden. Funktioniert! Gebraucht bekommt man so etwas in der Gegend von € 300.- dazu noch eine ordentliche Pumpe, die es neu erstaunlich günstig gibt – so ab ca. € 80.- Von der Audio Technica AT 666 (erkennbar an der Aluminium-Oberfläche möchte ich abraten, die hat mich klanglich enttäuscht. Bei diesen mindestens 30 Jahren alten Teilen sind manchmal die Dichtlippen nicht mehr optimal, dann hält das Vakuum nicht eine ganze Plattenseite.

Es gab (oder gibt?) einen Nachbau der Audio Technica AT 665 aus Japan, erkennbar an schwarzer gummiähnlicher Oberfläche. War meines Wissens nach im Vertrieb von DS-Audio, Kostet € 1600.- und es gibt teilweise Qualitätsprobleme (Vakuum hält nicht!).

Muss zugeben, ich war in dem Punkt immer neidisch auf die TechDas Besitzer – da funktioniert das mit der Ansaugung perfekt.

Durch Zufall ist mir nun eine Räke/Transrotor Transrotor Matte mit Ansaugung, in die Hände gefallen. Wurde in den 80er Jahren unter dem Namen Polypush verkauft Kostete DM 50.- Hier hat man eine Matte die am Außenrand eine Dichtlippe hat. Auf die Platte setzt man einen Puck mit Faltenbalg. In diesem ist ein Rückschlagventil aus Metall. Drückt man ihn ganz herunter wird die Platte angesaugt. Auftretende Leckverluste werden dadurch ausgeglichen, dass sich der Faltenbalg ausdehnt und sozusagen weiter saugt. So war es von der Funktion ursprünglich geplant. Ich sauge mit der eh schon vorhandenen Vakuum-Pumpe am Rückschlagventil ab. Dann hält es problemlos eine Plattenseite! Da muss ich Räke / Transrotor meinen vollen Respekt zollen! Die haben wohl sehr gutes und langzeit-stabiles Material genommen, wenn es Jahrzehnte später noch funktioniert.! Am Ende einer Plattenseite war der Kontakt noch so gut, dass man eher die Platte mit(!) Matte abhob, als die Platte allein! Da lässt sich aber einfach Abhilfe schaffen: Ich habe eine dünne Schicht Schmierfett auf den Plattenteller aufgetragen. Dann die Matte andrücken – hält!

So sieht das im „Ansaugzustand aus. Die verwendete Platte ist eine die ich nur für solche Tests nehme, drum der miserable Zustand!

So ist der entlastete Zustand, also nach dem Aufsetzen.

Was mir nicht so gut gefallen hat ist das Alu-Töpfchen mit dem Faltenbalg – das ist mir, was das Resonanzverhalten angeht, zu „lebendig“.

Hier sieht man oben das Resonanzverhalten im zeitlichen Verlauf, bei impulsförmiger Anregung. Unten die FFT – also Verhalten über die Frequenz

Ich habe ja seit einiger Zeit auch eine Drehbank und bin da noch in der Lernphase. Das war doch ein guter Anlass, mal ein paar Teile zu drehen, um den Puck akustisch zu optimieren: Ein dickwandiges Rohr mit den entsprechenden Aufnahmen versehe: Unten eine Einfräsung für das Alu-Teil vom Puck, oben für den Deckel. In den Aufsatz dann eine Bohrung für ein Rückschlagventil. Das ganze darauf optimieren, dass es keine ausgeprägten Resonanzen hat. Das Volumen für den Vakuum-Speicher vergrößert sich dadurch auch noch, der Puck ist schwerer und dichtet damit besser am Label ab. War eine schöne Feierabendarbeit.

Hier das selbe Verhalten mit meinem aufgesetzten „Topf“

Im Vergleich zu der Audio Technika-Matte klanglich ein sehr deutlicher Zugewinn – mehr Präzision und Natürlichkeit…Solche Dinge auszuprobieren und umzusetzen macht mir einfach Spaß! Zur Nachahmung empfohlen!

So sieht das im Betrieb aus!

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